Oh Gott, meine MRT Bilder schauen ja schlimm aus…
Diesen Satz hören wir ziemlich oft. Das möchten wir gerne zum Anlass nehmen um ein wenig Luft aus dem Stressballon zu lassen. Es gibt eine neue Übersichsarbeit genau zu dem Thema. Wie darf ein MRT ab dem 30. Lebensjahr eigentlich aussehen. Was ist normal und was ist unnormal.
ACHTUNG! Diese Ergebnisse bedeuten keinesfalls, dass Ihre MRT Bilder und deren Befunde irrelevant sind!!
Aber diese zeigen, dass veränderte anatomische Strukturen im MRT keine Schmerzen verursachen müssen. Außerdem wird gezeigt, dass Veränderungen ein Treiber für Schmerz und Funktionsverluste sein können, aber meist nicht die Alleinigen sind. Hier die Ergebnisse nach Körperbereichen ab dem 31. Lebensjahr:
Nacken:
Bis zu 87% der symptomlosen Personen können Bandscheibenvorwölbungen (Protrusionen) aufweisen, wobei 58% der jüngeren Sportler eine Abnutzung der Bandscheiben im Halswirbelbereich zeigen.
Schulter:
60% der symptomfreien älteren Erwachsenen weisen im MRT eine Schleimbeutelentzündung auf und etwa die Hälfte hat Risse der Rotatorenmanschette, während bei bis zu 72% der Personen mittleren Alters völlig symptomfreie SLAP Läsionen zu finden sind.
Bei jüngeren, schmerzfreien Sportlern können 65% Risse der Rotatorenmanschette und 88% degenerative Veränderungen der Rotatorenmanschette aufweisen.
Mit Ausnahme von großen Rissen der Rotatorenmanschette deutet die aktuelle Studienlage daraufhin, dass es nur eine geringe bis gar keinen Zusammenhang zwischen bildgebenden Befunden der Schulter und Schultersymptomen gibt!
Lendenwirbelsäule:
Im Alter von 60 Jahren weisen 88% der schmerzfreien Erwachsenen eine Banscheibenveränderung auf, 70% eine Bandscheibenvorwölbung, 50% eine Abnutzung der Gelenke und 23% ein Wirbelgleiten.
Eine Stenose wird bei 20% der unter 40 jährigen festgestellt. Eine mäßige oder schwere Spinalkanalstenose findet sich bei bis zu 64% der über 50 jährigen und bei 93% der über 80 jährigen Patienten. Die Mehrheit ist völlig symptomlos. Es berichten nur 17,5 % der Personen mit schwerer zentraler Stenose über Symptome.
Hüfte:
Labrumrisse (Gelenklippe) sind bei bis zu 69% der schmerzfreien Erwachsenen zu finden, bei symptomlosen Sportlern sind es sogar 89%. Zysten in diesem Bereich sind bei 50% der Tänzer zu finden.
Knorpeldefekte können bei 12% der symptomlosen Patienten beobachtet werden.
Fazit:
Sollten Sie MRT Aufnahmen haben die bestimmte Befunde aufweisen, bleiben Sie erstmal ruhig und machen Sie sich keine unnötigen Sorgen. In erster Linie ist es die Aufgabe Ihres Arztes die Zusammenhänge zwischen Ihren Schmerzen und den MRT Aufnahmen in Verbindung zu bringen. Sollten Sie weitere Fragen haben, können wir Sie auch gerne jederzeit physiotherapeutisch unterstützen und beraten.
Marco Egly
Physiotherapeut // Evidenced Physio München + Fürstenfeldbruck
Evidenced Physio München und Fürstenfeldbruck
Quellennachweis: Physio meets Science, https://physiomeetsscience.com